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Infoblatt Mungo Park (1771 - 1806)


Mungo Park - eine Kurzbiographie

Das Bild der Afrikaforschung wurde über 2.000 Jahre vom Griechen Herodot (um 484 bis um 424 v. Chr.) geprägt, der der erste wissenschaftliche Forschungsreisende überhaupt war. Er bereiste zu seiner Zeit fast alle bekannten Länder und verfasste die erste zusammenfassende Darstellung der damals bekannten Welt. Auf seine Werke baute im 16. Jh. Leo Africanus (1485 oder 1494 bis 1552) auf, der zunächst im Dienste von Kaufleuten und als Gesandter des marokkanischen Herrscherhauses große Teile von Nordafrika bis nach Ägypten bereiste. Später gelangte er an den Hof von Papst Leo X., in dessen Auftrag er eine "Beschreibung Afrikas" herausgab, die bis zum beginnenden 19. Jh. eine Art Standardreiseführer für alle Afrikareisenden war. Mit einiger Wahrscheinlichkeit hatte die Afrikabeschreibung von Leo Africanus auch der Schotte Mungo Park studiert, dessen Name für die Anfänge der Afrikaforschung Ausgangs des 18. und am Beginn des 19. Jahrhunderts steht.

Mungo Park wurde 1771 in Selkirk, Schottland geboren. Als junger Mann arbeitete er als Arzt für die britische "East India Company". 1795 schickte ihn die "Africa Association" zum schwarzen Kontinent, denn er sollte den Verlauf des Niger erforschen. Über diesen Fluss wusste man in Europa ebenso wenig wie über das Innere des ganzen riesigen Erdteils. Zwar waren europäische Schiffe schon mehrfach an der Mündung des Niger vorbeigesegelt, aber in dem riesigen Labyrinth der Mangroven und Sandbänke hatte bisher niemand eine Flussmündung vermutet.

Die Wildnis mit ihren unbekannten Gefahren und tropische Krankheiten hielten die meisten Europäer davon ab, in die Weiten Afrikas vorzudringen. Benin beispielsweise bezeichnete man damals als "das Grab des Weißen Mannes". Um die Ängste und Vorbehalte in Europa gegenüber dem afrikanischen Kontinent zu überwinden, brauchte es handfeste ökonomische und politische Gründe. Doch diesen Druck baute erst die industrielle Revolution am Anfang des 19. Jahrhunderts auf. Deshalb blieben bis dahin mutige Vorstöße ins Innere Afrikas noch die klare Ausnahme. Eine dieser Ausnahmeerscheinungen war eben der Schotte Mungo Park.

Der 23-jährige begann seinen Weg zum Niger auf dem bereits relativ gut erforschten Gambiafluss. Auf über 300 Kilometern folgte er dem Fluss bis zur Handelsstation Pisania, dem heutigen Karantaba. Von dort drang er weiter nach Osten in bislang von den Europäern unerforschte Gebiete vor. Die Afrikaner misstrauten den weißen Reisenden und setzten die Expedition drei Monate lang gefangen, weil sie Mungo Park für einen Spion hielten. Nach seiner Freilassung erreichte er im Juli 1796 bei Ségou, 400 Meilen stromaufwärts von Timbuktu, den Niger. Doch von einem stolzen Entdecker konnte keine Rede mehr sein: Mungo Park hatte alles verloren und war zum Bettler geworden. Von seinen Begleitern – die Zahlenangaben schwanken zwischen 30 und 40 Männern – hatten nur 8 überlebt. Auf einem halbtoten Pferd ritt Park flussabwärts, musste aber schließlich endgültig aufgeben. Auf abenteuerlichen Pfaden kehrte der Schotte nach England zurück, wo Park als Held empfangen wurde.

Er schrieb seinen berühmt gewordenen Reisebericht "Reisen ins Innerste Afrikas". Danach ließ er sich in Schottland nieder und eröffnete eine Praxis. 1803 erhielt er jedoch einen neuen Expeditionsauftrag. Nach zweijähriger Vorbereitung machten sich 1805 38 Männer unter Parks Leitung wieder nach Afrika auf. Diesmal sollte die Expedition im Auftrag der britischen Regierung dem Niger bis zur Mündung folgen. 1806 jedoch wurde sie 600 Meilen vor der Flussmündung von Einheimischen angegriffen. Park und seine Begleiter fanden den Tod. Bis heute ist nicht klar, ob sie ermordet wurden oder im Fluss ertranken, den sie selbst entdeckt hatten.


Sein Leben in Zahlen und Fakten

  • geb. 1771
    Der 1771 in Selkirk, Schottland, geborene schottische Arzt Mungo Park arbeitete als junger Mann für die britische "East India Company".
  • 1795 - 1796
    1795 beauftragte ihn die Company mit der Leitung einer Afrikaexpedition, die den Verlauf des Niger erkunden sollte. Auf dem Gambiafluss fuhr die Expedition ins Innere des Kontinents, stieg dann auf Pferde um und entdeckte neue, bis dahin in Europa unbekannte innerafrikanische Gebiete. 1796 erreichte Park den Niger, musste seine Reise aber abbrechen, weil er alles verloren hatte. Nach England zurückgekehrt, veröffentlichte er seinen berühmt gewordenen Reisebericht "Reisen ins Innerste Afrikas".
  • 1796 - 1803
    Park zog sich nach Schottland zurück, wo er als Arzt arbeitete. Als er 1803 den Auftrag erhielt, eine weitere Expedition nach Afrika zu führen, machte er sich sofort an deren Vorbereitung.
  • 1805 - 1806
    Mit 38 Männern versuchte Park 1805, dem Niger bis zu dessen Mündung zu folgen. Als die Expedition im Juni 1806, 600 Meilen von der Mündung entfernt, auf Eingeborene traf, kam es zu bewaffneten Auseinandersetzungen. Dabei verloren Park und alle seine Begleiter ihr Leben.



Quelle: Geographie Infothek
Autor: Dr. Klaus-Uwe Koch
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2012
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 11.06.2012